Stärke die Verbindung

zu deinem Kind

Bedürfnisorientierte Elternschaft Umsetzen

Bindung stärken: 10 Wege, um die Eltern-Kind-Bindung zu vertiefen

Sieh gar nicht hin!

Sie will nur mal wieder Aufmerksamkeit.

Aylin hat gerade die dritte Stufe auf dem Klettergerüst geschafft und kann ihre Freude kaum fassen.

So hoch ist sie noch nie gekommen. Das habe ich ganz allein geschafft!

Stolz blickt sie zu ihren Eltern drüben auf der Picknick-Decke. „Schaut mal! Geschafft!“

Ihre Eltern sind ins Gespräch vertieft und scheinen sie nicht zu bemerken.

Haaaaaaaalloooooooooooo! Geschaaaaaafft! Mamaaaaaaaaa!

Noch immer keine Reaktion.

Aylin schreit, so laut sie kann. Und zwar in einer Frequenz, die Weingläser zerspringen ließe.

„Sieh gar nicht hin.“ Sagt eine Freundin der Familie. „Sie will nur Aufmerksamkeit.“

Aylin wird frustriert und ihre Freude über ihre Errungenschaft schlägt in Enttäuschung um.

Sie klettert zurück nach unten und geht zu ihren Eltern. Mit traurigen Augen und einem verunsicherten Blick schaut sie sie an. „Habt ihr gesehen?“

Leider bemerken Aylin’s Eltern auch nach ihrem traurigen Blick und ihrer Bitte um Aufmerksamkeit nicht, wie sehr sie sich über ihre Errungenschaft freut. 

Sie sind weiterhin ins Gespräch vertieft und nehmen sie nicht wahr. 

Obwohl sie sich danach sehnt, dass ihre Eltern sie beachten, versucht sie, ihre Bedürfnisse anderswo zu erfüllen.

Enttäuscht versucht sie, Kontakt zu den anderen Kindern auf dem Spielplatz aufzunehmen.

„Siehst du? Hat doch prima geklappt. Einfach nicht beachten. Sie hat einen neuen Freund gefunden.“

 

„Nur Aufmerksamkeit?“ – Was dein Kind wirklich will.

„Sie will doch nur Aufmerksamkeit.“

Wie oft hast du diesen Spruch schon gehört?

Also, ich höre ihn ziemlich oft.

Dieses Kind will doch nur Aufmerksamkeit.

Er muss immer im Mittelpunkt stehen.

Aber …

Kinder schreien nicht nach Aufmerksamkeit.

Sie schreien nach Verbindung.

Aber nicht, weil sie „nur“ Aufmerksamkeit wollen.

Sondern, weil sie gesehen und gehört werden wollen. 

Was du hörst, ist ein Schrei nach Bindung. 

„Kinder, die sich nicht gehört und gesehen fühlen, lernen laut zu sein und zu schreien.“

Kinder zeigen ihr Bindungsbedürfnis auf verschiedene Weisen und in unterschiedlichen Situationen:

  • Faxen machen beim Abendessen, 
  • um Hilfe bitten beim Schuhe binden (obwohl sie das schon können),
  • getragen werden wollen (obwohl sie schon allein laufen können),
  • Abends immer wieder aus dem Bett aufstehen (weil die Trennung so schwer fällt).

Oft wird der Wunsch nach Bindung allerdings missverstanden und unbewusst abgelehnt:

  • „Benimm dich.“
  • „Das kannst du doch schon allein.“
  • „Ich habe schon eine Geschichte vorgelesen. Geh jetzt ins Bett.“

Kinder zeigen ihr Bedürfnis nach Bindung meist subtil. Wenn es trotz mehrmaligen Versuchen und auf Dauer nicht erfüllt wird, zeigen Kinder auffälligeres Verhalten.

Zum Beispiel durch Schreien, Weinen oder „bockig“ sein.

Dieses Verhalten wird dann häufig missverstanden und fehlinterpretiert.

Welche Auswirkungen hat eine unsichere Bindung auf das Kind?

Eine unsichere Bindung zwischen Eltern und Kind kann verschiedene Auswirkungen auf das Kind haben, sowohl kurzfristig als auch langfristig.

Hier sind 5 mögliche Auswirkungen einer unsicheren Bindung:

#1 Emotionale Unsicherheit

Kinder mit unsicherer Bindung können ein Gefühl von emotionaler Unsicherheit entwickeln, da sie nicht die gewünschte Unterstützung und Fürsorge erhalten.

Dies kann zu Unsicherheit in der Beziehung zu ihren Eltern und zu anderen Menschen führen.

#2 Geringes Selbstwertgefühl

Eine unsichere Bindung kann das Selbstwertgefühl des Kindes negativ beeinflussen.

Kinder können das Gefühl haben, nicht wertvoll oder liebenswert zu sein, wenn sie nicht die erwartete Bestätigung und Anerkennung von ihren Eltern erhalten.

#3 Schwierigkeiten bei der Regulierung von Emotionen

Kinder mit unsicherer Bindung können Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu regulieren.

Sie können anfällig für emotionale Ausbrüche, Ängste oder andere Verhaltensauffälligkeiten sein, da ihnen die emotionale Unterstützung ihrer Eltern fehlt.

#4 Probleme in sozialen Beziehungen

Eine unsichere Bindung kann sich auch auf die Fähigkeit des Kindes auswirken, gesunde soziale Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten.

Kinder können Schwierigkeiten haben, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen und enge Bindungen einzugehen, da sie unsicher sind, wie Beziehungen funktionieren.

#5 Langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit

Unsichere Bindungsmuster in der Kindheit können auch langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.

Studien haben gezeigt, dass unsichere Bindungsmuster im Kindesalter das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen im Erwachsenenalter erhöhen können.

Eine sichere Bindung als Basis für die gesunde Entwicklung

Es ist wichtig zu beachten, dass eine unsichere Bindung nicht zwangsläufig zu langfristigen negativen Auswirkungen führen muss. 

Frühzeitige Interventionen und Unterstützung können dazu beitragen, unsichere Bindungsmuster zu verbessern und die Entwicklung einer sicheren Bindung zu fördern.

Eine sichere Bindung legt den Grundstein für zukünftige Beziehungen und hat langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern.

Hier sind 5 Gründe, warum du die Bindung zu deinem Kind stärken darfst:

#1 Emotionale Geborgenheit und Sicherheit

Eine starke Eltern-Kind-Bindung gibt Kindern ein Gefühl von Sicherheit und emotionaler Geborgenheit.

Wenn Kinder wissen, dass ihre Eltern

  • für sie da sind,
  • sie lieben,
  • unterstützen und
  • auf ihre Bedürfnisse eingehen,

entwickeln sie ein stabiles emotionales Fundament, das ihnen hilft, Selbstvertrauen aufzubauen und mit Stress und Herausforderungen umzugehen.

#2 Positive psychische Entwicklung

Eine sichere Eltern-Kind-Bindung ist eng mit der psychischen Entwicklung von Kindern verbunden.

Kinder, die eine sichere Bindung zu ihren Eltern haben:

  • entwickeln ein gesundes Selbstwertgefühl,
  • eine positive Einstellung zu sich selbst und anderen,
  • und sind besser in der Lage, soziale Beziehungen aufzubauen
  • und emotionale Herausforderungen zu bewältigen.

#3 Kognitive Entwicklung

Eine starke Eltern-Kind-Bindung hat auch Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung von Kindern.

Durch die enge Beziehung zu ihren Eltern erhalten Kinder die nötige Unterstützung und Anleitung, um ihre kognitiven Fähigkeiten wie Sprache, Kommunikation, kritisches Denken und Problemlösung zu entwickeln.

#4 Bindungsbeziehungen in der Zukunft

Die Eltern-Kind-Bindung legt auch den Grundstein für das Verständnis und die Gestaltung von zukünftigen Beziehungen.

Kinder lernen durch ihre Beziehung zu ihren Eltern, wie Beziehungen funktionieren und wie man emotionale Verbindung, Vertrauen und Fürsorge in anderen Beziehungen, wie Freundschaften oder romantischen Beziehungen, aufbaut.

#5 Mach dein Kind zum Glückskind

Eine sichere Eltern-Kind-Bindung fördert die emotionale Regulation des Kindes, indem es lernt, seine eigenen Gefühle besser zu erkennen, zu verstehen und damit umzugehen.

Kinder mit sicherer Bindung entwickeln oft gesündere Bewältigungsstrategien und können besser mit stressigen Situationen umgehen, was langfristig positive Auswirkungen auf ihre emotionale Gesundheit und ihr Wohlbefinden hat.

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Kann ich meinem Kind schaden, wenn ich nicht permanent präsent bin?

Es ist nicht so, dass du immer 24/7 permanent präsent sein musst. 

Ja, du darfst auch Dinge ohne dein Kind machen!

Feiern gehen, am Wochenende zu Freunden fahren oder dich um dein Business kümmern.

Ja, dein Kind wird auch mal traurig sein und weinen, weil das Bindungsbedürfnis nicht immer erfüllt werden kann.

Und ja, du kannst auch mal die Signale deines Kindes missverstehen und nicht so reagieren, wie du (oder dein Kind) wolltest.

Jede Familie ist einzigartig und die Umstände geben es nicht immer her, dass man jederzeit, 24/7 präsent ist.

Und niemand kann alles richtig machen und perfekt sein.

Wichtig ist, dass du dich dem Prozess hingibst und dein Bewusstsein für die Bedürfnisse in dir und deinem Kind wahrnehmen lernst.

Also bitte setze dich nicht mit den oben genannten Fakten unter Druck.

Oft kommt es eben auf die kleinen Dinge an.

Hier sind 10 Wege, wie du die Eltern-Kind-Bindung stärken kannst:

#1 Körperkontakt und körperliche Nähe

Kuscheln, Umarmungen, sanfte Berührungen und Haut-zu-Haut-Kontakt fördern die Bindung und das Vertrauen zueinander.

Der Haut-zu-Haut-Kontakt fördert die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin.

#2 Blickkontakt und Lächeln

Augenkontakt und Lächeln sind wichtige Wege, um eine emotionale Verbindung zu deinem Kind herzustellen und zu stärken.

Bonustipp für Pädagog*innen: Begrüße das Kind mit seinem Namen und einem Lächeln, wenn es in die Schule oder Kita kommt. Das Kind fühlt sich gesehen und willkommen. 

#3 Wertschätzende Kommunikation

Sprich liebevoll und wertschätzend mit deinem Kind und nutze die bedürfnisorientierte Kommunikation, um eine enge Beziehung aufzubauen.

 

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#4 Gemeinsames Spielen

Spiele aktiv mit deinem Kind, sei es mit Spielzeugen oder in Rollenspielen. Gemeinsames Spielen fördert die Interaktion und das gegenseitige Verständnis.

Hinzu kommt, dass Kinder in Rollenspielen Konflikte bewältigen, indem die das erlebte mit einem gewissen Abstand betrachten.

Nutze das Spiel, um dein Kind besser zu verstehen und es dabei zu unterstützen, die eigenen Emotionen zu regulieren und in die Selbstwirksamkeit zu kommen.

Außerdem können Spiele Stress und Anspannungen abbauen.

Diese Spiele fördern die Bindung:

  • Vom Kind angeregte Spiele (stärken die Selbstwirksamkeit)
  • Spiele, bei denen ihr so richtig albern seid und Quatsch macht (stärken die Eltern-Kind-Beziehung)
  • Wieder ein Baby sein Spiele (wird häufig von älteren Geschwistern gefordert, wenn ein neues Baby in die Familie kommt)

#5 Bindungsrituale und Routinen

Etabliert gemeinsame Rituale wie Vorlesen, Lieder singen vor dem Schlafengehen oder gemeinsames Essen, um eine feste Bindung und Vertrautheit zu schaffen.

Diese Rituale fördern die Bindung:

  • gemeinsame Phantasiereisen
  • Vorlesen
  • Massagen
  • gemeinsame Achtsamkeitsübungen

 

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#6 Feinfühlige Reaktion auf die Bedürfnisse des Kindes

Zeige Sensibilität und Empathie für die Bedürfnisse deines Kindes, sei es Hunger, Müdigkeit oder Unbehagen, und reagiere darauf einfühlsam.

#7 Präsenz und Zeit mit dem Kind

Gönne dir bewusste Zeit mit deinem Kind. Vermeide dabei Ablenkungen und versuche, präsent im Hier und Jetzt zu sein. Das tut nicht nur deinem Kind gut, sondern auch dir. 

Gemeinsame Achtsamkeitsübungen helfen dabei, das Sein im Moment zu üben.

#8 Positives Feedback und Anerkennung

Gib deinem Kind regelmäßig positives Feedback und Wertschätzung für seine Leistungen und Bemühungen. Das stärkt nicht nur die Eltern-Kind-Bindung, sondern auch das Selbstwertgefühl deines Kindes und das Vertrauen in die Eltern-Kind-Beziehung.

#9 Gemeinsame Erfahrungen und Abenteuer

Unternehmt gemeinsame Ausflüge, Reisen oder Aktivitäten und erschafft euch damit positive gemeinsame Erfahrungen.

Ihr könnt das Erlebte im Anschluss gemeinsam in einem Familientagebuch aufmalen und Bilder hinein kleben. Das Familienalbum könnt ihr zum Beispiel vor dem Schlafengehen gemeinsam ansehen.

#10 Bedürfnisorientiert Grenzen setzen

Neben dem Bedürfnis nach Bindung haben Kinder ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Schutz und Orientierung.

Setze daher klare, bedürfnisorientierte Grenzen und Regeln für dein Kind und vermittele Werte und Verhaltensweisen, um eine sichere und respektvolle Bindung aufzubauen.

Du bist nicht sicher, wie du deinem Kind bedürfnisorientiert Grenzen setzen kannst?

>> Lies dazu den Artikel: Bedürfnisorientiert grenzen setzen und Regeln aufstellen.

Fazit

Die Stärkung der Eltern-Kind-Bindung ist ein Prozess und braucht Zeit, Geduld, Liebe und Aufmerksamkeit. 

Es ist wichtig zu beachten, dass Kinder verschiedene Wege finden, um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu erlangen.

Dies ein normales Verhalten, um ihre emotionalen Bedürfnisse nach Verbundenheit, Anerkennung und Zuwendung zu erfüllen.

Jede Familie ist einzigartig und es ist wichtig, dass ihr eure individuellen Bedürfnisse und Persönlichkeiten berücksichtigt, um eine starke und liebevolle Bindung aufzubauen.

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